19. September 2022 News


‘Sprachverstehen – Schlüssel zur Kommunikation und zum Lernen’

Am 7. September 2022 fand der diesjährige Infoabend des LDM statt. Der Anlass wurde an der Kantonschule Heerbrugg ausgetragen.

Nach der kurzweiligen Begrüssungsrede der Dienstleitung Katja Meier folgte ein eindrücklicher Sprachverständnistest den die LDM-Logopädinnen Denise Spirig und Anna Perktold mit dem Publikum durchführten.

Die Logopädinnen forderten alle ZuhörerInnen im Plenum auf, einen „einfachen“ Sprachverständnistest mitzumachen - es sollte eine Strichzeichnung entstehen, so wie Kinder sie auch machen. Es folgten Aufträge an das Publikum. Die Zuhörer sollten Striche, Kreise und Wellenlinien zeichnen, dabei Abstände einhalten, das Blatt um 180° oder 360° drehen. Bald drehte sich im Kopf der Testteilnehmer alles, man konnte den Anweisungen nicht mehr folgen. Es waren zu viele Informationen, zu schwierige Wörter oder Formulierungen, zu wenig Pausen. Überfordert reagierten die Teilnehmer anfangs mit Lachen, später mit Abschauen beim Nachbarn, mit Resignation oder Durchhaltewille, obwohl man schon merkte, dass man gar nicht mehr weiss, was man genau machen sollte.

Die Referentin Martina Vetsch Good griff diese Erfahrungswerte auf. Sie verdeutlichte, dass es Kindern mit Sprachverständnisstörungen häufig genau so geht und daraus resultierend Kinder auch verhaltensauffällig werden können. Sie schalten ab, versinken in ihrer eigenen Traumwelt oder sprechen nur von ihren eigenen Themen, in denen sie sich sicher fühlen, sie hören nicht mehr zu, stellen keine Fragen.  Sie wiederholen das, was andere sagen, sprechen nach, ohne zu verstehen und beantworten alle Fragen mit „ja“.

Schon früh, wenn Kinder 2 Jahre alt sind, kann eine Logopädin erkennen, ob ein Kind Sprachverständnisprobleme hat. Eine Abklärung in diesem Alter ist bereits möglich und hilfreich. So kann niederschwellig geholfen und weitere schwerwiegendere Folgen können ausgeräumt werden.

Wichtigstes Erkennungsmerkmal ist bei kleinen Kindern, ob sie Blickkontakt mit ihren Eltern und Bezugspersonen aufnehmen. Schauen sie dort hin, wo Eltern ihnen in der Natur etwas zeigen? Zeigen die Kinder den Eltern aktiv etwas, was sie entdeckt haben? Schauen Kinder die Eltern fragend an? Stellen die Kinder Fragen, wenn sie etwas nicht wissen, nicht kennen oder nicht verstanden haben? 

Kinder mit Sprachverständnisschwierigkeiten sind nicht so leicht zu erkennen, weil sie sich gut anpassen können. Sie holen sich Informationen aus dem Umfeld, schauen ab, sie antworten mit „ja“ und stellen keine Fragen. Somit ergibt sich aber eine negative Spirale, in der Kinder nicht gut lernen und sich nicht weiterentwickeln können. Sie langweilen sich und müssen sich anders beschäftigen, schauen aus dem Fester, bewegen sich, oder lassen sich Quatsch einfallen.

Für alle Personen, die mit Kindern sprechen und arbeiten, ist es deshalb wichtig, dass sie in einer angepassten Sprache sprechen, eher einfach, betont und langsam. Es soll eine Atmosphäre herrschen in der zum einen Zeit zum Fragen besteht und in der man sich zum anderen traut, Fragen zu stellen.

Ein spannendes, komplexes Thema mit hoher Alltagsrelevanz.

Alle Unterlagen zum Vortrag sowie weiter Informationen zum Thema sind auf der LDM-Homepage zu finden sind.